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ESF 2017   27. Erfurter Schachfestival - ausführlicher Turnierbericht
13.01.2018 von Daniel Wanzek

von Wolfgang Gerard und Daniel Wanzek

IM Alexander Lagunow gewinnt Meisterturnier des 27. Erfurter Schachfestivals



448 Spielerinnen und Spieler sorgen für einen neuen Teilnehmerrekord beim Traditionsturnier hoch über den Dächern von Erfurt

Turniersieger wurden IM Alexander Lagunow (Berlin) im Meisterturnier (148 Teilnehmer, 8 Runden, Mindest-ELO/DWZ von 1900); Viatcheslav Minor (Eisenach) im Hauptturnier (167 Teilnehmer, 8 Runden, DWZ < 2000); Rene Kellner (Berlin) im Amateurturnier (86 Teilnehmer, 7 Runden, DWZ < 1600) und Klaus Muuss (Flintbek) im Seniorenturnier (47 Teilnehmer, 5 Runden).
Nachstehend ein paar Streiflichter zum Turniergeschehen:
Im mit vielen aufstrebenden Nachwuchstalenten besetzten Meisterturnier konnten sich nach den ersten drei Runden zunächst die Turnierfavoriten an der Spitze versammeln, bevor in der 4. Runde Bewegung hineinkam. Der Vorjahressieger IM Jens Ove Fries-Nielsen (SV Bargteheide) und der Startranglistenerste Roland Schmaltz (OSG Baden Baden) trennten sich mit einem taktischen Remis, während Mitfavorit GM Peter Enders (Erfurter SK) etwas überraschend FM Matthias Liedtke (SG Leipzig) unterlag. Liedtke und IM Alexander Lagunow (SK Zehlendorf) verblieben nach 4 Runden als Einzige mit weißer Weste. Im direkten Aufeinandertreffen in Runde 5 sicherte sich der Berliner Internationale Meister mit einem Sieg die alleinige Führung. Diese behielt er auch nach Runde 6, in welcher er sich von seinem direkten Verfolger Schmaltz remis trennte. Runde 7 änderte nichts an der Führungsrolle Lagunows, denn er gewann gegen Fries-Nielsen, während Schmaltz gegen FM Robert Glantz (SC Kreuzberg) siegreich blieb. Damit schien die Entscheidung gefallen. Doch die Schlussrunde machte es nochmals spannend! FM Felix Meißner (Hamburger SK) erkämpfte sich nach Zündhemmungen (drei Remis in den ersten drei Runden) einen Sieg gegen den Spitzenreiter und konnte dadurch noch aufschließen. Schmaltz nutzte jedoch seine mögliche Chance auf den ganz großen Pott nicht, indem er gegen Anthony Petkidis (HSK Lister Turm) nicht über ein Remis hinauskam. Bei jeweils 6,5 Punkten musste die Buchholzwertung über die Platzierung entscheiden: 1. IM Alexander Lagunow, 2. GM Roland Schmaltz, 3. FM Felix Meißner. Auf Platz 4 führte die beste Teilnehmerin WIM Filiz Osmanodja (USV TU Dresden) die Gruppe der fünf Verfolger mit 6,0 Punkten an. Filiz zauberte mit kompromisslosem Spiel ein ums andere Mal spektakuläre Stellungen aufs Brett, welche mit dem traumhaften Blick aus der 17. Etage des Turnierhotels auf die wunderschöne Erfurter Altstadt um das beste Bildmotiv konkurrierten. Titelverteidiger IM Fries-Nielsen kam am Ende nur auf dem 21. Platz ein. Noch ärger erwischte es den Lokalmatadoren: GM Enders landete auf einem für ihn enttäuschenden 36. Rang.
Das Hauptturnier zeichnet sich alljährlich durch eine breit gefächerte Leistungsdichte an der Spitze aus. Nach der 6. Runde hatten Jascha Bonacic (Hagener SV), Viatcheslav Minor (SV Wartburgstadt Eisenach), Ralf-Peter Stahr (Hohenleipischer SV) und „BMW“ Bernd-Michael Werner (SK Lauffen) mit je 5,0 Punkten die Spitzenplätze inne. Dann ging es gegeneinander: Minor siegte gegen Stahr und Werner gewann gegen Bonacic. Der Vorsprung von einem halben Punkt vor fünf Verfolgern schaffte dennoch keine Klarheit, mussten doch die beiden Führenden in der Schlussrunde gegeneinander antreten. Ihr zeitiges Remis ließ weiterhin alles offen. Doch beide hatten ihrer guten Zweitwertung vertraut sowie der Ausgeglichenheit der Konkurrenz. Nur Marco Siebarth (SG Blau-Weiß Stadtilm) gelang ein Sieg, mit dem er aufschließen, aber nicht mehr vorbeiziehen konnte. Das Siegertrio: 1. Viatcheslav Minor, 2. Bernd-Michael Werner (gleichzeitig bestplatzierter Senior), 3. Marco Siebarth. Unter den fünf Verfolgern mit 6,0 Punkten befanden sich mit Maurice Held (SC Ladja Roßdorf) der beste Jugendliche auf Platz 6 und mit Detlef Rost vom SV Medizin Erfurt ein Lokalmatador auf Rang 7.
Auch im Amateurturnier, welches eine bunte Mischung an Spielerinnen und Spielern der Altersspanne zwischen 8 und 85 Jahren sah, blieb es bis zum Schluss spannend. Vor der letzten Runde führte der dreizehnjährige Eddi Wichert (SG Burgtonna) mit 5,5 Punkten vor dem langjährigen Pressereferenten der Thüringer Schachjugend Rene Kellner (jetzt Queer-Springer SSV Berlin) mit 5,0 Punkten und weiteren 6 Verfolgern mit 4,5 Punkten, die sich auch noch Chancen auf das Treppchen ausrechnen durften. Senior Thomas Naumann (ESV Lok Döbeln) bezwang in der letzten Runde den Führenden und machte den Weg frei für den Setzlistenersten Kellner, der mit einem Sieg gegen Sören Peters (USV Erfurt) noch vorbeiziehen konnte. Die dreizehnjährige Keana Lorenz (MTV 1876 Saalfeld) schaffte durch einen Schlussrundensieg ebenfalls 5,5 Punkte und wurde mit ihrem 4. Platz beste Teilnehmerin. Die erfolgreichen Leistungen der Kinder und Jugendlichen registrierte auch Bundesnachwuchstrainer Bernd Vökler, der während einer Stippvisite seinen Kaderspielern über die Schulter schaute.
In die Starterliste des über die Sprintdistanz von 5 Runden gehenden Seniorenturniers durften sich die Jahrgänge 1957 und älter eintragen. Ulrich Wünsch (USG Chemnitz) und Klaus Muuss (VSF Flintbek) hatten sich nach 4 Runden einen halben Zähler Vorsprung erarbeitet. Da beide in der abschließenden Runde gegeneinander spielen mussten, hatten auch zahlreiche Verfolger noch eine Chance auf den Platz an der Sonne. Das Spitzenduell sah jedoch mit Muuss einen Gewinner und damit den alleinigen Turniersieger. Von den Verfolgern gelang nur dem vereinslosen Nenad Bonacic ein Sieg, der ihn mit 4 Punkten noch auf den Vizerang katapultierte. Sieben Spieler kamen auf 3,5 Punkte, von denen Dieter Villing (SK 1912 Ludwigshafen) die beste Wertung aufwies und damit Wünsch noch auf Rang 4 abrutschen ließ. Bester Thüringer wurde Ernst-Walter Etzold (Thüringer SV Triebes) auf Platz 5, gefolgt von Rudolf Rüther (Erfurter SK) auf Platz 7 und Gerald Hadlich (TV Germania Hermsdorf) auf Platz 8, alle jeweils 3,5 Punkte. Die Krone der besten Seniorin setzte sich Dr. Gabriele Just (SG Leipzig) mit 3,0 Punkten auf Rang 16 auf.
Mehr als 1.650 Partien sind in den vier Turnieren im Rahmen des 27. Erfurter Schachfestivals während der fünf Tage gespielt worden – in entspannter und freundschaftlicher Atmosphäre. Das umsichtige Amtieren der Schiedsrichter rund um Hauptschiedsrichter Gregor Johann hat seinen Beitrag dafür geleistet. Recht herzlichen Dank für das faire Miteinander! Auch wenn die Deutschrock-Legende Udo Lindenberg und der Erfurter Chartstürmer Clueso in diesem Jahr nicht zu Besuch kamen, hatten alle Schachfans, Aktive und Kiebitze fünf Tage lang jede Menge Spaß. Mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm sorgte das Team des Erfurter Schachfestivals zudem dafür, dass auch abseits des eigentlichen Turniergeschehens keine Langeweile aufkam. Bei Skat-, Doppelkopf- oder dem sich ebenfalls immer größerer Beliebtheit erfreuenden Würfelblitzturnier ließ sich die Nacht zum Tag machen. Nahezu die Hälfte aller Teilnehmer konnten Preise mit nach Hause nehmen. Hier ein Auszug aus dem Repertoire: Überraschungspreise zu jeder Runde in jedem Turnier, Schachkalender für alle Kinder und Junggebliebenen, handgehäkelte Turniermaskottchen EFFI 27 für die jüngsten Teilnehmer, die begehrten Trophäen „Pechvogel des Tages“, wertvolle Kristallpokale für alle Medaillenplätze und vieles mehr. Zudem erhielt jeder Teilnehmer einen mit Namensgravur versehenen personalisierten Kugelschreiber als Andenken. Als Hauptpreisgewinner darf sich auch Ingo Köhler aus Wolfsburg fühlen. Der Stammgast des Erfurter Schachfestivals geht im Mai dank des Losglücks während der Siegerehrung und mit freundlicher Unterstützung durch Schachreisen Jörg Hickl auf eine zweiwöchige Panamakanal-Kreuzfahrt.
Das Radisson Blu Hotel in Erfurt war mit seinem stilvollen unvergleichlichen Ambiente wieder der perfekte Gastgeber für fünf Tage „Schach nonstop“. Bei der durch das MDR-Fernsehen begleiteten stimmungsvollen Siegerehrung lud Turnierdirektor Daniel Wanzek die Teilnehmer bereits für das nächste Jahr ein. Das 28. Erfurter Schachfestival wird zum traditionellen Termin vom 26. bis 30. Dezember 2018 über die Bühne gehen. Dafür stellt Hoteldirektor Michael Rosin gerne wieder sein Hotel als Wohlfühladresse zur Verfügung. Dass sich viele Schachfreunde auf ein Wiedersehen zum Jahresende in der Thüringer Landeshauptstadt freuen, davon zeugten die zahlreichen Nachfragen, ab wann das Anmeldeformular zum 28. ESF scharf geschalten wird. PS: Rechtzeitige Anmeldung sichert die Teilnahme - das 27. ESF ist bereits 1 Monat vor Turnierbeginn ausgebucht gewesen.


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